Ökologische Station Flusslandschaft Ilmenau, Luhe und Neetze
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Gute Aussichten für Braunkehlchen schaffen

Ein Braunkehlchen  (Ökostation Ilmenau)

Das Braunkehlchen ist ein auf dem Boden brütender Vogel offener Landschaften. Dabei stellt es hohe Ansprüche an seine Umgebung und braucht eine strukturreiche Vegetation, d. h. neben höheren Stauden (als Ansitzwarten) auch bodennahe Deckung (für den Nestbau) und offene, kurzrasige Bereiche zum Jagen. Hohe Bäume oder Hecken passen ihm da nicht ins Konzept. Solche Flächen finden sich z. B. in Niedermooren, Uferstaudenfluren, Brachen oder Säumen in Grünland- und Ackerkomplexen.

Um diese Ansprüche zu erfüllen, kann zum Teil mit einfachen Maßnahmen nachgeholfen werden. Wir haben auf ausgewählten Flächen, wo Braunkehlchen-Vorkommen aus den letzten Jahren bekannt sind, zwischen Mitte April und Mitte Juli Reihen von Bambus-Sticken als Ansitzwarten aufgestellt. Dabei waren Wiesen-Flächen aber auch Feld- und Wegränder. Gemeinsam mit den Bewirtschafter*innen haben wir die Standorte festgelegt, damit zum einen den Braunkehlchen geholfen wird und zum anderen die Landwirt*innen keinen Nachteil davon haben.

Bei unseren Kontrollen konnten wir gleich zu Beginn einzelne Braunkehlchen auf den Sticken beobachten. Das war noch zur Zugzeit, bevor die Reviere verteilt waren. Ab Mitte Juni konnten wir in diesem Jahr dann leider keine Braunkehlchen mehr auf oder in der Umgebung der Sitzwarten feststellen. Dafür häuften sich Beobachtungen von Schwarzkehlchen, Neuntötern und Rohrammern, die unsere Sticken ebenfalls attraktiv fanden.

Nächstes Frühjahr starten wir einen neuen Versuch, mit der Hoffnung, dass sich die Braunkehlchen dann auch zur Brut niederlassen und nicht nur durchziehen.

Hintergrundinformationen: In Deutschland ist die Art stark gefährdet. Insgesamt leben hier noch 19.500 bis 35.000 Brutpaare, Tendenz stark fallend. In Niedersachsen ist das Braunkehlchen mittlerweile sogar vom Aussterben bedroht. 2008 wurden in Niedersachsen noch etwa 2.200 Reviere ermittelt. Bis 2020 hat sich der Bestand auf 1.100 Reviere reduziert. Diese Reviere liegen überwiegend in den Naturräumen Lüneburger Heide und im Marschland der Elbe.

(Quelle: SIEMS-WEDEHORN, C., M. DANKELMANN & P. BERNARDY (2021): Verbreitung, Bestand und Habitatwahl des Braunkehlchens Saxicola rubetra in Niedersachsen und Bremen – Ergebnisse einer landesweiten Erfassung 2018. Vogelkdl. Ber. Niedersachs.)